"Danke für Ihre Treue", bedankt man sich online bei Taxi 889, wo auch immer noch der Spruch "889 – muss es sein" zu lesen ist. 30 Jahre lang haben die Funkgruppe bzw. ihre Taxler Fahrgäste quer durch Graz herumkutschiert, mit Ende August legt Chef Horst Knauss nun aber eine Vollbremsung hin und stellt den Traditionsbetrieb ein. Dazu bewogen haben ihn die Nachwirkungen der Coronakrise – zuerst hatte es kaum mehr Fahrten gegeben, dann kaum mehr Fahrer. "Wir schaffen die Aufträge nicht mehr. Und bevor das Ganze nicht mehr zu bewältigen ist, höre ich auf", sagte Knauss zur Kleinen Zeitung.

Das Ende nach 30 Jahren stimmt aber nicht nur Knauss selbst melancholisch, sondern auch seine Hauptkonkurrentin: "Das macht mich schon traurig, sie sind bald nach uns gestartet – damals mit coolen, schwarzen Autos", erinnert sich Sylvia Loibner, Chefin der größten Grazer Funkgruppe, 878.

Wer die 889 ruft, wird aber auch künftig ein Taxi bekommen: "Das Callcenter gibt es nicht mehr, aber die Nummer wird an unsere Zentrale weitergeleitet", sagt Loidolt. Knauss wechselt mit zehn Taxifahrzeugen selbst zur 878-Gruppe, viele weitere der freien Taxiunternehmer von 889 ebenfalls. "Fahrer, die ihre eigenen Stammkunden haben, können diese selbstverständlich mitnehmen", so Loibner – die generell betont, dass die Zusammenarbeit innerhalb der Grazer Funkgruppen eine besonders gute sei. "Wir haben uns immer wieder gegenseitig ausgeholfen."

Ein Kommen und Gehen

Peter Lackner, Geschäftsführer der Fachgruppe in der Wirtschaftskammer, betrachtet die Entwicklung über einen längeren Zeitraum – und sieht hier ein Kommen und Gehen. Die mit Abstand älteste der Grazer Funkgruppen ist 2801, die schon 1965 gegründet wurde, 878 folgte 1989, 889 kam 1993 dazu. "Gegeben hat es früher etwa auch die Nummern 222 und 444", erinnert sich Lackner. Über die Jahre war die Branche (im doppelten Wortsinn) stetig in Bewegung, für den größten Einschnitt sorgte aber die Pandemie. "Das Auftragsvolumen hat sich seither insgesamt leicht gebessert, liegt jedoch nach wie vor erst bei 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus", sagt Lackner.

"Tagsüber haben wir ganz gut aufgeholt, aber an den Abenden unter der Woche ist mittlerweile viel weniger los", so auch Loibner. Die Leute würden nun deutlich weniger abends zum Essen ausgehen und dementsprechend auch weniger Taxis benötigen, das Abend- und Nachtgeschäft habe sich völlig aufs Wochenende verlagert.

Dennoch müsse man den Kundinnen und Kunden als Funkgruppe auch in den "Saure-Gurken-Zeiten" ein gutes Service mit kurzen Anfahrtszeiten und dementsprechend auch einer ausreichenden Zahl an Wägen anbieten können. "Die selbstständigen Fahrer wollen und müssen natürlich zu den Zeiten unterwegs sein, in denen viel los ist, deshalb sind wir froh, wenn wir auch ausreichend Chauffeurbetriebe haben, die dann in die ruhigeren Zeiten übernehmen." Darunter versteht man Taxiunternehmen, die mehrere Autos mit angestellten Fahrern haben – eine aussterbende Gattung, wie Lackner bemerkt.

Die Anzahl der Taxis, die durch die Stadt kurven, hat sich wieder erhöht. 2019, vor Corona, waren es noch rund 670 Pkw, im Jänner dieses Jahres nur noch 586. Mittlerweile sei die Zahl auf 637 gestiegen, heißt es aus der Wirtschaftskammer.

Uber wurde "einfach ein weiterer Mitbewerber"

Einige der Funklosen fahren parallel auch als Partner für das US-Unternehmen Uber, das in Graz aber zwei Jahre nach dem Markteintritt noch immer keine große Rolle spielt. Für den App-Fahrdienst, der mit dem heutigen Tag übrigens auch in Innsbruck vertreten ist, gelten auch dieselben Marktkonditionen und Preise wie für Taxiunternehmen. "Uber ist einfach ein weiterer Mitbewerber geworden", sagt Loidolt. Beliebt sei er bei den internationalen Gästen und wegen seiner App – "wobei noch immer viel zu wenige wissen, dass man bei uns genauso per App bestellen kann."

Innovationen seien in der Branche wichtig, so Lackner. Nachdem die Grazer Taxis beim Umstieg auf Hybrid-Pkw Vorreiter waren, geht es nun um einen höheren Anteil der E-Autos. Schon bald beginnt man einen Testlauf mit dem Easelink-Schnelllade-System, bei dem die Autos über Bodenplatten geladen werden – perfekt zum Zwischenladen auf den Taxistellplätzen.